Salutkanone Pastetten

Salut kanone pastetten restauriert

Ehrensalut wird für verstorbene Kriegsteilnehmer und am Volkstrauertag in Pastetten und Reithofen mit der gemeindeeigenen Kanone geschossen.
Die Amerikaner beschlagnahmten nach dem Krieg die Kanone, auf Umwegen landete sie aber wieder in Pastetten.
Die dafür zuständigen Kanoniere waren ursprünglich Martin Dötsch und Hans Märkl. Seit 20 Jahren übernehmen die Böllerschützen des Schützenvereins Almenrausch Pastetten diese Aufgabe.

Unsere Salutkanone

Wer diese Kanone gekauft hat und wann, ich weiß es nicht. Solange ich zurückdenke, die Kanone war immer schon da. Böllerschütze war der Gemeindediener Martin Dötsch während des Krieges und auch schon lange vorher.

Sie stand im Feuerwehrhaus neben der Feuerspritze. Als die Amerikaner kamen im Mai 1945 und die Kanone sahen, haben sie die Kanone an ein Fahrzeug angehängt und mitgenommen. Auch die Kartuschen nahmen sie mit. Drei waren heruntergefallen und lagen hinter den Feuerwehrschläuchen. Die blieben uns noch.

Ein paar Tage später, der Wegmeier Josef (Pfeifer-Sepp), langjähriger Fahnenträger beim Veteranenverein, war Milchfahrer, er sah die Kanone beim Speer in Harthofen im tiefen Graben liegen. Mit ein paar Helfern zog er die Kanone herauf. Auf den Wagen gehoben und mit einer Roßdecke zugedeckt brachte er die Kanone wieder. Das Fahrgestell total verbogen und verbeult. Der Dötsch und ich, wir haben sie wieder einigermaßen zurechtgebogen so gut es ging. Der Dötsch wollte nicht mehr schießen. Das machst jetzt Du, sagte er, Du kannst ja auch umgehen mit dem Zeug. In Gottes Namen, dann mach ich’s halt. Es wurden 16 Jahre. Das Pulver konnte ich beim Gschmeimacher in Erding kaufen, soviel ich wollte. Nur mit der Bezahlung haperte es immer. Die Gemeinde sagte, das soll die Kirchenverwaltung bezahlen, Du schießt ja auch an Fronleichnam. Die Kirchenverwaltung schob es auf den Veteranenverein, da schießt Du am meisten. So blieb ich öfter auf meinen Ausgaben sitzen.

Ab 1955 waren dann die deutschen Behörden zuständig. Dann gingen die Schwierigkeiten los. Schießerlaubnis beantragen alle 6 Monate, ebenso Munitions-Bezugsschein. Natürlich immer zu knapp. Der Gröppmair Franz hatte gute Beziehungen zum Schmid Karl in Erding. Der brachte mir ein paar mal Pulver. Immer wieder Kontrolle durch die Polizei. Ich hatte an die Kanone Luftreifen hingemacht.

Da lief sie viel schöner an den Traktor angehängt, wenn ich auswärts schießen musste. Auf einmal wieder Kontrolle. Am Fahrgestell darf nichts verändert werden. Ich musste die Luftreifen wieder wegtun.
Ich musste, wenn ich bei einer Feierlichkeit mehr zu schießen hatte, beim Schmid in Hörlkofen, der war auch Böllerschütze, Kartuschen zu leihen nehmen bis endlich die Gemeinde 20 Stück nachgekauft hatte.

Zur Beschußüberprüfung mussten wir die Kanone nach Langengeisling in die Kreis-Kiesgrube bringen. Die Moosinninger Kanone hat es dabei zerrissen.
Am 30. Juni (Anfang der 60er Jahre) war der Schießerlaubnisschein abgelaufen, auch der Munitionsbezugsschein. Daran hab ich nicht gedacht. Die Gemeinde, die die Anträge stellte, auch nicht. Am 2. Juli Kontrolle. Die 200 g Pulver, die ich noch hatte, haben sie, mitgenommen. Ich musste 35.- DM Strafe bezahlen und durfte nie mehr schießen.

Johann Märkl (Vogl Hans)
Ehrenmitglied des Vereins (Krieger- und Soldatenverein Pastetten)

Herbst / Winter 2020/-21, Schützen Pastetten

salutkanone pastetten

Weiterführung / Ergänzung zu Salutkanone

  • Die bisher (s.o.) gemeindeeigene Kanone geht offiziell in den Besitz der Almenrausch-Schützen über
  • Die Kanone wird von ein paar Böllerschützen komplett restauriert und ist jetzt wieder in tadellosem Zustand

 

Da es glücklicherweise noch Nachfahren der Fa. Josef Wenig / Pocking (Hersteller unserer Kanone) gibt, bekamen wir freundlicherweise von

Herrn Gerd Voglmayr folgende interessante Informationen:

 

  • Unsere Kanone war / ist das Modell A1 (siehe hierzu auch die uns überlassenen historischen Unterlagen / Prospekte) und wurde 1928 (vermutlich auch das Baujahr) von Fa. Wenig an die Gemeinde Pastetten verkauft.

Sehr wahrscheinlich kauften Pastetten und Hörlkofen damals gleichzeitig zwei baugleiche Kanonen, was auch zu den Angaben vom Vogl Hans (s.o.) paßt, daß er sich gelegentlich Kartuschen vom Hörlkofener Kanonier ausgeliehen hat.

  • Die auf der Kanone angebrachte Plakette „Kassen – Kanonen“ kommt daher, daß Josef Wenig neben Salutkanonen auch Kassen und Tresore fertigte und verkaufte.
  • Eine weitere Plakette „D.R.G.M.- 932932“ steht für „Deutsches Reichs Gebrauchs Muster“, was in etwa dem heutigen Patent entsprach.

Josef Wenig ließ sich also spezielle technische Eigenschaften (Erfindungen) an seinen Kanonen damit schützen.

  • Wieviel die Kanone damals gekostet hat, konnten wir nicht mehr in Erfahrung bringen.

In  einem Film des BR von 1963, wo man die Kanonenfabrik Pocking besucht hatte, spricht man von 500.- bis 1.800.- Mark (DM) als Preisspanne für die unterschiedlichen Modelle.

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